Sonntag, 12. Juni 2016

Urlaub in Tirol - Orchideenwanderung und Lechfall

Letzte Woche war ich eine Woche im Urlaub. Es ging nach Tirol. In einer Broschüre entdeckte ich einen Hinweis zu einer Orchideenwanderung in der Nähe. Da ich Orchideen liebe, wollte ich das auf keinen Fall verpassen.



Die Wanderung fand wenige Orte weiter in Lermoos statt. Angeboten wird sie nur von Mitte Mai bis Mitte August. Außerhalb der Blütezeit macht es ja auch wenig Sinn. Sie begann 10 Uhr, Anmeldung sollte aber bis 30 Minuten vorher geschehen. Wir waren pünktlich. Scheinbar kostet die Teilnahme einen kleinen Obolus, aber mit einer Gästekarte von unserer Ferienwohnung war es für uns kostenlos. Viel Andrang war nicht, wir zwei, ein älteres Ehepaar (vermute ich) und der Wanderführer. Er begann mit einigen einleitenden Informationen über Orchideen, wie viele es weltweit gibt, ihre Symbiose mit Pilzen, ihre Bestäubungstechnik und so weiter. Kurz bevor wir los marschieren wollten kamen noch vier Leute die teilnehmen wollten, so waren wir doch noch ein größeres Grüppchen.
Der Himmel war mit Wolken gespickt, zwischen denen die Sonne immer mal durchschien. Unsere Tour verlief ganz in der Nähe von Lermoos, nördlich, an einem Berghang. Auf der einen Seite des Weges war der Wald, auf der anderen Seite Weidewiesen. Unsere Route war etwa dieser.

rot Hinweg, blau Rückweg

Der Wanderführer berichtete nicht nur über Orchideen. Er gab auch ein paar Informationen zur Gegend und er stellte auch andere Wildkräuter die auf unserem Weg wuchsen vor.  Einige von denen waren mir schon bekannt, zum Beispiel das Zittergras, das wir auf der gesamten Strecke immer mal sahen.

Briza media - Mittleres Zittergras

Witwenblumen fanden sich auf den Wiesen häufig. (Die anderen Tage vermisste ich jedoch ihre Anwesenheit.)

 Acker-Witwenblume - Knautia arvensis

Hin und wieder sahen wir einzelne oder wenige blaue Köpfchen. Diese gehörten der Taufelskralle.

Kugel-Teufelskralle - Phyteuma orbiculare

Auch in schattigeren Gegenden an nur wenigen Stellen sahen wir einige wenige Weißwurz auch Salomonsiegel. Sie waren noch nicht aufgeblüht.

wohlriechende oder duftende Weisswurz - Polygonatum odoratum

Zu Beginn unserer Tour und am Ende fanden wir einige Kuckucks-Lichtnelken.
Die fotografierte ist leider etwas beschädigt.

Kuckucks-Lichtnelke - Silene flos-cuculi

Ein treuer Begleiter war die Trollblume. Aber nicht eine Blüte sah ich, die vollständig geöffnet war.

Europäische Trollblume - Trollius europaeus

Aber es gab auch viele Pflanzen die ich noch nicht kannte.
So bekamen wir das langblättrige Hasenohr gezeigt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ganz nach einem Doldenblütler aussieht, gehört es trotzdem zu dieser Familie. Leider war es noch nicht aufgeblüht. Dann zeigen sich winzige gelbe Blüten. Bayern stuft es als gefährdet ein.

Langblättriges Hasenohr - Bupleurum longifolium 



An einer Stelle wuchs ein Sonnenröschen. Der Wanderführer erzählte uns, solange die Blüten offen sind bleibt das Wetter schön. Dafür zog sich der Himmel aber immer mehr zu.

Gewöhnliches Sonnenröschen - Helianthemum nummularium

Er zeigte uns auch eine Sommerwurz. Sie hatte kein einziges Blatt, nur einen kleinen Blütenstiel und sah ziemlich welk aus. Er verriet, das ist normal, denn sie ist ein Vollschmarotzer und betreibt keine eigene Fotosynthese. Zu ihren Wirten gehören Schmetterlingsblütler, Hauptsächlich Klee, Backenklee und Hornklee. [1] Wir fanden nur sehr wenige Exemplare. In Deutschland zählt es zu den gefährdeten Arten.

viel mehr Pflanze ist da nicht

Blutrote Sommerwurz - Orobanche gracilis

Immer wieder sahen wir auch Einbeeren. Viel mehr als vier Blätter und einer Blüte war es nicht pro Pflanze. erst dachte ich die Pflanzen sind gerade verblüht, aber nein, das auf dem Bild ist die normale Blüte.

Vierblättrige Einbeere - Paris quadrifolia
 

Er zeigte uns auch eine fleischfresssende Pflanze. Ja solche gibt es auch in Mitteleuropa. In unserem Fall war es ein Fettkraut. Es bestand nur aus ein paar Blättern die zu einer Rosette am Boden lagen und ein oder zwei Blüten vielleicht 10cm hoch. Die Blätter sind klebrig, damit werden die Insekten gefangen und verdaut. Auf unserer Tour fanden wird hin und wieder ein paar Pflänzchen. In Deutschland ist sie gefährdet, die meisten Bundesländer stufen sie sogar als stark gefährdet ein, in einigen gilt sie schon als ausgestorben.

Gewöhnliches Fettkraut - Pinguicula vulgaris

Auf dem Hinweg sahen wir immer wieder, vereinzelt bis kleine Grüppchen, vom Kreuzblümchen. Im norden Deutschlands ist es seltener, im Süden kommt es noch häufiger vor.


Gewöhnliches Kreuzblümchen - Polygala vulgaris

Wir fanden auch noch eine andere Weißwurzart, allerdings nur wenige Exemplare. Sie bevorzugt wohl gebirgige Lagen. Auch bei ihr waren die Blüten noch nicht geöffnet.


Quirlblütige Weisswurz - Polygonatum verticillatum

Regelmäßig zerstreut fanden wir auch die Mehlprimel. Auch sie zählt zu den gefährdeten Arten, kommt hauptsächlich nur noch im Alpenraum vor.

Mehlprimel - Primula farinosa

Besonders am Anfang unserer Wanderung, auf den Wiesen, stand ein Klappertopf sehr zahlreich.  Er zählt zur gleichen Familie wie der parasitäre Sommerwurz. Klappertöpfe sind aber nur Halbschmarotzer die noch selber Fotosynthese betreiben.

Zottiger Klappertopf - Rhinanthus alectorolophus

Dann hatte er uns noch eine Pflanze gezeigt die er als die kleinste Lilie der Welt uns vorstellte, die Simsenlilie. Ob das stimmt weiß ich nicht, aber winzig war sie auf jeden Fall. Auch gehört sie zu einer völlig anderen Familie als die Lilien.
Wir fanden nur selten wenige Exemplare.

Kelch-Simsenlilie - Tofieldia calyculata

Ich fand einige Kräuter auch selber die in der Wanderung nicht vorgestellt worden.
In schattigeren Bereichen wuchs vereinzelt diese Goldnessel.

Blassgelbe Goldnessel - Lamium flavidum

Am Anfang der Wanderung sah ich noch einen weiteren Klappertopf.

Kleiner Klappertopf - Rhinanthus minor

Auf dem Hinweg fielen mir immer wieder Gruppen vom Wundklee auf. Welche Art es genau ist bin ich mir nicht sicher.

Wundklee - Anthyllis

Und in schattigeren Stellen fand ich regelmäßig Perlgras.

Nickendes Perlgras - Melica nutans
Das war unsere Aussicht. Ein Blick auf Lermoos. Der spitze Berg links ist die 2417 Meter Hohe Sonnenspitze. Unser Wanderführer erzählte uns das Punkt 12 Uhr die Sonne über diesem Berg steht, naja außer bei der Sommerzeit.


Dies war eine der Wiesen, etwa in der Mitte unserer Tour, auf denen wir Pflanzen suchten. Wir blieben aber immer auf den Wegen und Pfaden um keine Pflanzen zu stören.


So und wo sind nun die Orchideen? Immerhin soll es ja eine Orchideenwanderung sein.  Wir sahen welche.
Die erste die er uns zeigte war ein Knabenkraut. Diese werden auch Fingerwurz genannt. Wir fanden sie nur zu Beginn auf Wiesen. Er berichtete das einige häufig Hybride bilden. Das macht eine eindeutige Bestimmung manchmal schwierig.

Breitblättriges Fingerwurz/Knabenkraut - Dactylorhiza majalis 

Sehr häufig fanden wir das Zweiblatt. Leider hat noch nicht ein einziges Exemplar geblüht.

Neottia ovata - Großes Zweiblatt

In der Mitte unserer Wanderung häufte sich das Schwertblättrige Waldvöglein. Auf der einen Wiese sah man dann weit zerstreut überall die weißen Blütenstände leuchten. Die Blüten sind kaum geöffnet, öffnen sich aber nicht vollständig.

Schwertblättriges Waldvöglein - Cephalanthera longifolia

Das Highlight sollte das auffinden eines Frauenschuhs werden. Darauf habe ich mich gefreut einmal live eine zu sehen. Wir gingen dafür steil einen Berg hinauf. Nur wenige der Gruppe "kletterten" mit. Kurz vorm aufgeben erspähte der Wanderführer doch noch ein Exemplar. Leider waren die Blüten noch nicht entfaltet, etwas schade war das schon. Schön war die Pflanze aber schon.

Gelbe Frauenschuh - Cypripedium calceolus

Es ging zurück. Regen setzte langsam ein.


Etwa 12 Uhr war die Wanderung zu Ende. Alles im allen hat mir die Wanderung gut gefallen. Ich habe viele neue Pflanzen und Orchideen kennen gelernt. Dafür das es aber als eine Orchideenwanderung angepriesen wurde und der Wanderführer zu Beginn erzählte das er schon 42 verschiedene entdeckt habe, waren nur vier Orchideen, wovon auch nur zwei in Blüte waren, doch etwas wenig. Mir ist schon klar das all die Orchideen nicht auf dem Stück wachsen können das wir abliefen. Aber etwas enttäuschend wenig war es schon. Da wäre es besser man hätte es Orchideen- und Kräuterwanderung nennen können.

Wir aßen eine Pizza zu Mittag. Der Regen hörte auf, aber wirklich besser wurde das Wetter nicht. Wir hatten für diesen Tag noch ein anderes Ziel, Füssen. Füssen liegt in Deutschland, direkt an der Grenze zu Österreich. Ganz in der Nähe gibt es einen Baumkronenpfad. Ein Teil des Pfades liegt in Österreich der andere in Deutschland. Auf dem Pfad waren wir aber nicht. Wir wanderten darunter auf einem Erlebnispfad an dem Fluss Lech entlang.

die Lech

Dort befindet sich der Lechfall. Hier muss der Fluss durch eine enge Gebirgsschlucht. Das macht die Lech an der Stelle noch stürmischer.

Über den Lechfall wurde eine Brücke gebaut. So kann man das tosende, laute Specktakel wunderbar genießen.

Der Lechfall auf der einen Seite

die Schlucht auf der anderen Seite.

Am Erlebnispfad entdeckte ich dann noch tatsächlich eine besondere Pflanze. Es ist eine Akeleiblättrige Wiesenraute. Diese grazilen Blüten werden von verdickten Staubblättern geschaffen nicht wie sonst von den Kronblättern.

Akeleiblättrige Wiesenraute - Thalictrum aquilegiifolium


Dann setzte ein starker Regen ein. Die letzten hundert Meter des Pfades beeilten wir uns, und es ging zurück in unsere Ferienwohnung.
 
 

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