Der 5-Seidla-Steig

Ende Juli besuchte ich Freunde in der (südlichen) fränkischen Schweiz. Gleichzeitig wollte ich einmal die dortige Natur und Pflanzenwelt kennen lernen. Also schlugen sie vor den 5-Seidla-Steig in Angriff zu nehmen. Bier und Pflanzen, eine gute Kombi.

Der 5-Seidla-Steig, oder wie man auf Hochdeutsch sagen würde 5-Seidelweg, ist ein recht junger Wanderweg, der fünf regionale Brauereigasthöfe verbindet. Die Tour beginnt in Weißenohe und endet etwa zehn Kilometer nördlicher in Thuisbrunn. Man kann ihn aber natürlich auch anders herum abwandern. Es handelt sich also um keinen Rundwanderweg. Wir hatten jemanden an der Hand der uns zum Start fuhr und uns am Ziel abholte. Es soll aber eine rege Busverbindung geben?

Wir begannen unsere Tour gegen 13 Uhr und beendeten sie gegen 18.30 Uhr. Ich habe unseren Weg einmal nachgezeichnet. Jedoch ist er sehr variabel, ob man der Straße folgt, den Weg links oder rechts einschlägt ist jedermanns Wanderlust überlassen.

Die Wanderschuhe waren kaum angezogen, das Auto, um an den Startpunkt zu fahren, wollten wir gerade anlassen, da entdeckte ich die erste Pflanze. Ein zartes Exemplar von Hasenklee in einer ungepflegten Wiese.

Trifolium arvense - Hasen-Klee

Nun sollte es aber wirklich losgehen. Abgesetzt wurden wir direkt vor dem ersten Gasthof, der Klosterbrauerei Weißenohe.

Zugleich tranken wir unser erstes Seidel. Ein Seidel sind 0,5 Liter Bier. Und da man auf der Wandertour 5 Seidel trinken kann, hat der Wanderweg davon seinen Namen bekommen.

Um möglichst viele verschiedene Pflanzen zu finden legten wir unseren Wanderweg neben die Hauptstraße, durch das grüne Gelände. Alles konnte ich natürlich nicht fotografieren, dann wäre ich noch heute unterwegs.  Nicht fotografiert aber auch erspäht haben wir Gänse-Fingerkraut, Kohl-Gänsedistel, ein Mädesüß, Wiesenbärenklau, Brombeeren, Seifenkraut, Weidenröschen, Leinkraut, zwei Exemplare Odermenning, Erdbeeren, verschiedene Flockenblumen, Hexenkraut, Guter Heinrich und noch soo viel mehr, herrlich.

Kaum haben wir die Ortschaft verlassen zeigen sich die Schönheiten.

Symphytum officinale - Arznei-Beinwell

Ein kleiner Bach erwies sich als kleine Fundgrube.

Nasturtium officinale - Zweireihige auch Echte Brunnenkresse

Veronica beccabunga - Bach-Ehrenpreis auch Bachbunge

Glyceria fluitans - Flutender Schwaden

Wir näherten uns Gräfenberg. Der Baumbestand nahm zu. Das wirkte sich auf den Pflanzenbestand aus.

Stachys sylvatica - Wald- Ziest

Mentha longifolia - Ross-Minze

 Silene vulgaris - Taubenkropf-Leimkraut

Clematis vitalba - Gewöhnliche Waldrebe

In Gräfenberg ragten die Blüten einer Kletterpflanze über einen Gartenzaun.

Lonicera caprifolium - Echtes Geißblatt

In Gräfenberg warteten zwei Gasthöfe recht nah beieinander auf uns. Zuerst kehrten wir im Friedmann's Braustübl ein.

 

Nur wenige Straßen weiter folgte auch schon das Linden-Bräu. Und ja, im Biergarten stand eine Linde mit ordentlich Stammumfang aber stark zurückgeschnitten.

Es folgte der größte Wanderabschnitt. Ideal um das Bier ab zu laufen. Pflanzen der Begierde fanden wir erst wieder als wir aus dem Ort hinaus und an einem Schotterwerk vorbei liefen. Das Schotterwerk staubte die Pflanzen in der näheren Umgebung ordentlich ein. Als wir auch das hinter uns hatten leuchteten uns, auf den Wiesen, wieder viele Blüten an.

Origanum vulgare - Wilder Majoran

Senecio jacobaea - Jakobs-Greiskraut

Clinopodium vulgare - Gewöhnlicher Wirbeldost

Habe ich bestimmt auf Rhinanthus angustifolius syn. R. serotinus - Großer Klappertopf.

Carduus nutans - Nickende Distel

Typisch für Carduus, der Pappus ist einfach wie Haare. Bei Circium ist dieser fiedrig.

Melilotus altissimus - Hoher Steinklee

einzelne Blüte

Cirsium eriophorum - Wollköpfige Kratzdistel

noch verschlossen

Verbascum nigrum - Schwarze Königskerze

Lathyrus pratensis - Wiesen- Platterbse

Leontodon hispidus - Rauer Löwenzahn

Ononis repens - Kriechende Hauhechel

Wir liefen dann in einen Wald hinein. Die Zusammensetzung der Flora änderte sich deutlich.

Campanula trachelium - Nesselblättrige Glockenblume

 

Mycelis muralis - Mauerlattich

Malva alcea - Rosen- Malve

Senecio ovatus ssp. ovatus - Gewöhnliches Fuchssches Greiskraut

Centaurium erythraea - Echtes Tausendgüldenkraut

Impatiens noli- tangere - Großes Springkraut

In den dunkelsten Ecken wuchsen sogar zwei Gräser.

Hordelymus europaeus - Waldgerste

Milium effusum - Wald-Flattergras

Und dann begegneten wir dem Highlight unserer Wandertour. In diesem Wald standen weit zerstreut einzelne Ständelwurz Orchideen. Die Blüte zeigt sich zwar sehr variabel. Aber der Rest passt nur zu einer Art und bei der sind variierende Blüten bekannt. Ich kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.

Epipactis helleborine ssp helleborine - Gewöhnliche Breitblättrige Ständelwurz

Bei der nächsten bin ich mir nicht ganz sicher was es ist.

Ist es wirklich eine Verbascum lychnitis - Mehlige Königskerze in weiß?

Eupatorium cannabium - Gewöhnlicher Wasserdost

Juncus effusus - Flatter-Binse

Kaum aus dem Wald heraus, erreichten wir die vierte Station, die Brauerei Hofmann in Hohenschwärz.

das war ein Schnitt

Es folgte der letzte Abschnitt. Diesen gingen wir die Straße entlang. Natürlich wuchs auch hier links und rechts das Grüne, aber nichts das ich noch fotografierte. So kamen wir in Thuisbrunn im Gasthof Seitz an.

 

Und genau hier war im Biergarten noch mal eine Pflanze gepflanzt die mein Interesse weckte. 

Aconogonon x fennicum - Garten- Bergknöterich

Dann tranken wir das beste Bier das es gibt, ein dunkles Elchbräu.

Auf dem Wanderweg gibt es eine Stempelkarte. Wenn man in jedem Gasthof einkehrt, kann man sich einen Stempel für seine Karte holen. Und wenn man alle fünf Stempel zusammen hat, kann man sich für fünf Euro den 5-Seidla-Steig-Krug holen.

Es war ein schöner Wandertag. Es lässt sich wunderbar wandern und die Natur ist herrlich. Er ist auch für Nichttrinker geeignet, denn es gibt keine Pflicht zu trinken.

Ich kann ihn nur empfehlen.