Sonntag, 18. Dezember 2016

Urlaub in Tirol - Mittersee und Weißensee

Ende Mai, Anfang Juni war ich eine Woche im Urlaub. Über die ersten Tage habe ich bereits berichtet. Dann ist leider mein Computer abgestürzt. Die meisten Bilder konnte ich mittlerweile retten, auch wenn einige scheinbar an Qualität verloren haben. Und nun möchte ich so weit es geht über die letzten Tage des Tirol-Urlaubs weiter berichten.
Für den Dienstag suchten wir uns zwei schöne Seen heraus.


Unsere Wandertour begann wenige Orte von unserer Ferienwohnung entfernt in Biberwier, an einem Sportplatz. Dieser lag etwas Abseits, das wir uns erst nicht sicher waren ob wir richtig fuhren. Aber wir fanden ihn. Das Wetter bot einige Wolken, aber die Sonne kam durch.
Das war unser Weg.

Rot hinweg, blau rückweg

Unser erstes Ziel war der Mittersee. Der Weg war zunächst befestigt. Rechts war ein bewaldeter Hang, links von uns zeigte die Loisach ihr erstes Wässerchen. Nur wenige hundert Meter liefen wir und fanden schon die ersten tollen Pflanzen.
Ganz nah am Bächlein wuchsen zum Beispiel ein Baldrian den es nur im Alpenraum gibt.

Valeriana tripteris - Dreiblättriger Baldrian

Regelmäßig verteilt sahen wir ein Alpenmaßliebchen. Es sieht ein bisschen wie ein großes Gänseblümchen aus. Darunter mischte sich eine Pflanze die ich auch als einen Baldrian identifizierte. Auch diese beiden wachsen in Deutschland nu im Alpenraum. Von diesen beiden Arten gute Bilder zu machen fiel mir schwer. Dazu musste ich über dem Bächlein am rutschigen Ufer balancieren und den krampfenden Fuß ertragen.

Bellidiastrum michelii - Alpenmaßliebchen

Valeriana montana - Berg- Baldrian

Auf der anderen Seite des Weges entdeckte ich eine recht große Fläche voll vom Brillenschötchen. Ihren Namen verdankt sie dem Aussehen ihrer Schoten. Auch sie kommt nur zerstreut im Alpenraum vor.

Biscutella laevigata ssp laevigata - Gewöhnliches Glattes Brillenschötchen



Die Loisach zeigte sich an einigen Stellen nicht nur als kleines braves Flüsschen. Manchmal fächerte sie sich auf. Diese Stellen hätte ich gerne ausführlicher erkundet. Aber ich hatte so schon Probleme den Anschluss zu halten. Doch da entdeckte ich ein einziges Zweiblatt. Und im Gegensatz zum Montag wo wir viele Exemplare mit nur Blütenansätzen sahen stand diese mit prächtiger Blüte da. Soweit eine unscheinbare grüne Blüte prächtig sein kann. Sie stehen unter Naturschutz.

Neottia ovata - Großes Zweiblatt


Nahe am Weg entdeckten wir eine rosa Händelwurz. Und wenig später entdeckten wir eine Orchidee mit weißlich-grünlichen Blüten. Ich dachte erst ein seltenes weißes Exemplar einer Händelwurz. Doch als ich später zu Hause die Fotos sichtete fielen mir die breiten Grundblätter auf. Eine Händelwurz hat diese nicht. Es handelte sich also um eine gefährdete Waldhyazinthe. Leider fehlten beiden noch ein paar Tage bis die Blüten gänzlich offen waren.

Gymnadenia conopsea ssp conopsea - Gewöhnliche Große Händelwurz


Platanthera chlorantha - Grünliche Waldhyazinthe

solche großen Grundblätter hat Waldhyazinthe (die Händelwurz nicht)

Auch Knabenkräuter/Fingerwurze zeigten sich uns. Ihre genau Bestimmung ist nicht zuletzt wegen den Hybriden schwierig.

eine Dactylorhiza majalis x incarnata oder x lapponica - Fingerwurz ???

recht sicher eine Dactylorhiza majalis - Breitblättrige Fingerwurz auch Knabenkraut

Eine der Knabenkräuter fanden wir auf dieser Wiese, die sich nach einiger Zeit neben unserem Weg auftat.



Ich hätte sie gerne intensiver erkundet. Doch wieder durfte ich den Anschluss nicht verlieren. Rechts der Wiese schlängelte sich ein schmaler Pfad. Jemand kam darauf diesen als Abkürzung zu nehmen. So verließen wir den befestigten Weg für einen schlecht begehbaren Pfad über Stock und Stein, quer durch den Wald. Böse war ich nicht drum, denn hier zeigten sich viele weitere Pflanzen.
Ein kleiner zarter Strauch erweckte meine Aufmerksamkeit. Den Blüten nach ein Schmetterlingsblütler. Doch etwas war anders, die Blüte hatte ein Loch. Ein Fraßschaden? Ich inspizierte weitere Blüten... alle hatten dieses Loch. Wie sich zeigte ist das für die Strauchwicke (auch Hufeisenklee) ganz normal, die Blüten wachsen so. Gleich neben den Sträuchern entdeckte ich weitere solcher Blüten. Die hingen aber nicht an Sträuchern sondern krochen auf dem Boden herum. Da wuchs doch tatsächlich eine weitere Hufeisenkleeart.

Hippocrepis emerus - Strauchwicke

Hippocrepis comosa - Schopf- Hufeisenklee

Etwas weiter entdeckte ich rot-weiße Blüten. Vom Aufbau dachte ich zuerst ein weiterer Schmetterlingsblütler. Aber nein wie sich herausstellte war es ein Kreuzblümchengewächs. Am Montag entdeckte ich auch schon eines, nur der Aufbau von Pflanze und Blüte war etwas anders und die Blüte war blau. Zu meiner Überraschung zählen beide trotzdem zur selben Gattung. (Ein paar der blauen Kreuzblümchen entdeckte ich auch auf dieser Wanderung)

Polygala chamaebuxus var. chamaebuxus - Gewöhnlicher Zwergbuchs

Etwas weiter im Wald strahlten mich gelbe Blüten an. Sie gehörten einem Veilchen. Und sehr unscheinbar erspähte ich vereinzelte rosa Blüten. Diese gehörten einem Alpenlattich.

Viola biflora - Zweiblütiges Veilchen

Homogyne alpina - Gewöhnlicher Alpenlattich

Dann passierte das was kommen musste. Die anderen liefen und liefen, ich verlor sie aus den Augen und der Pfad gabelte sich auf. Ich konnte mir nicht vorstellen das sie den noch unwegsameren steilen Pfad gingen und so flitzte ich den anderen entlang um auf zu holen. Der Weg wurde immer besser und gerader und ich holte niemanden ein. Handyempfang in den Bergen im Wald...sinnlos. Also noch schneller zurückgeflitzt den anderen Pfad entlang. Nach Pflanzen schauen war da nicht mehr. Ich entdeckte einen See und zum Glück auch meine Begleitungen. Und oh wunder hier gab es wieder Empfang, die anderen vermissten mich doch.
Es war der Mittersee, an dem wir ausgiebig pausierten. Ich holte kräftig Luft und alle stärkten sich. Es regnete leicht und kurz.

Blick auf den Mittersee

An unserer Raststelle entdeckte ich verschiedene Gräser, Seggen um genau zu sein. Ich beschloss ein paar zu fotografieren und zu bestimmen. Das ist leichter gesagt als getan. Trotz Hilfe bin ich mir immer noch nicht 100% sicher ob die Angaben stimmen.

Carex alba - Weiße Segge, hier bilden sich schon die Früchte.

Carex elata - Steif- Segge

Carex panicea - Hirse- Segge

Wir packten zusammen und wollten weiter gehen. Da entdeckte ich natürlich wieder eine Pflanze. Auch sie steht unter Schutz.

Clematis alpina - Alpen- Waldrebe

Wir haben den Mittersee noch nicht ganz hinter uns gelassen da sah ich am Wegesrand ältere Fruchtstände. Sie sahen stark nach Orchideen aus, aber so war nicht zu sagen von welcher genau. Wenige hundert Meter weiter fanden wir wenige vereinzelte Exemplare, kurz vor der Blüte.

Neottia nidus- avis - Vogel- Nestwurz

Der Weg zum Weißensee führte uns aus dem Wald heraus. Wir überquerten eine Straße und liefen am Waldrand entlang. Hier entdeckte ich eine Alpendost die nur in den Alpen wächst, doch blühte sie noch nicht. Auch Klappertopf wuchs hier. 

Adenostyles glabra - Kahler  Alpendost

Rhinanthus minor - Kleiner Klappertopf

Dann entdeckte ich das Highlight der Wanderung. Es war ein sogenanntes Leinblatt. Nur wenige Pflanzen sah ich. Die meisten Arten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. 

Thesium rostratum - Geschnäbeltes Leinblatt

Unter jeder Blüte befindet sich ein Hochblatt.

Zum Weißensee gelangten wir recht schnell. Direkt am Wasser waren wir aber nicht. Die Gegend wurde wieder urbaner, eine Straße führte nah am See vorbei. Das machte sich an der Vegetation bemerkbar. 

Blick auf den Weißensee

Ich sah etwas rosa farbenes. es war ein Günsel. Normalerweise sind diese blau, doch manchmal kommt es vor das sie rosa Blüten hervorbringen.

Ajuga reptans - Kriehender Günsel in rosa

Am Anfang unserer Wanderung entdeckten wir schon Schneeheiden und Kugelblumen. Kugelblumen stehen unter besonderem Schutz. In der Nähe des Weißensees fanden wir wieder welche.

Erica carnea - Schnee- Heide

Globularia cordifolia - Herzblättrige Kugelblume

Die Blätter dieser Kugelblume

Auch ein Knabenkraut gab es wieder zu sehen.

Dactylorhiza incarnata - Fleischfarbenes Fingerwurz

Wir liefen die Straße entlang und überlegten ob wir noch irgendwo anders hinwandern. Die Zeit des überlegens nutzte ich und suchte eine nahe hügelige Wiese ab. Dort entdeckte ich noch an einer einzigen Stelle einen kleinen Tuff gefährdeten Frühlings-Enzian.

Gentiana verna - Frühlings- Enzian



Es fing wieder an mit nieseln. Wir entschieden deswegen zurück zukehren zum Auto. Ich fotografierte noch einen Bocksbart.

Tragopogon orientalis - Orientalischer Bocksbart

Der Regen wurde immer stärker. Nach Pflanzen Ausschau halten war nun gänzlich vorbei. Wir freuten uns als wir in der trockenen Ferienwohnung ankamen.

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